Nierenlebendspende

Nierenlebendspende - Lebendspender Nierentransplantation

Liebe Leserinnen und Leser!
Auf dieser Seite möchten wir Sie über die Möglichkeit der Nierenlebendspende zur Transplantation informieren. Die folgenden Zeilen informieren Sie über die wichtigsten Fakten, die Sie zu diesem Thema wissen sollten, wenn Sie sich dafür interessieren. Bitte beachten Sie jedoch, dass wir erst im Rahmen eines Gespräches in unserem Transplantationszentrum auf alle Details und die individuellen Risiken eingehen können. 

Sie erwägen, einem Verwandten oder Bekannten, der dialysepflichtig ist oder demnächst werden wird eine Niere zu spenden? Dann rufen Sie uns an und vereinbaren Sie gemeinsam mit der/dem potentiellen Empfängerin / Empfänger einen unverbindlichen Termin zur Beratung in unserer Transplantationszentrale (Tel.: 089/4140-2011)!

Warum Nierenlebendspende?

Die Organspendezahlen sind in Deutschland seit jeher zu gering, um den Bedarf an Spenderorganen zu decken. Statistisch gesehen sterben momentan in Deutschland ca. 3 Menschen täglich, da für sie kein Organ zur Transplantation gefunden werden kann - die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich sehr viel höher. 
Die Ursachen für den Mangel an Spenderorganen sind vielfältig: Es bestehen leider weit verbreitete Unsicherheiten in der Gesellschaft bezüglich der Spendereinwilligung im Falle des eigenen Hirntodes. Außerdem haben Skandale im Bereich der Transplantationsmedizin in den letzten Jahren diese Unsicherheiten verstärkt. Obwohl einer Umfrage zufolge über 70 Prozent der Deutschen prinzipiell einer Organspende positiv gegenüber eingestellt sind, haben weniger als 15% einen Organspendeausweis. Auch melden die Kliniken in Deutschland zu unregelmäßig mögliche Spender an Eurotransplant, so dass hier die gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungen und Spenderabklärungen gar nicht erst stattfinden können. 

Die Nierenlebendspende als Ausweg aus dem langen Warten auf der Warteliste

In Zeiten niedriger Organspendezahlen und steigender Wartezeiten für ein über Eurotransplant zugeteiltes Spenderorgan wächst die Bedeutung der Nierenlebendspende. Die lange Wartezeit auf eine Transplantatniere mit den damit verbundenen Einschränkungen der Lebensqualität und den gesundheitlichen Problemen an der Dialyse können umgangen werden, wenn ein geeigneter Nierenlebendspender gefunden wird. 
Da die Nieren als Organe paarig angelegt sind und eine einzelne gesunde Niere in der Regel für die Aufrechterhaltung der Nierenfunktion ausreicht, ist es möglich, eine Niere von einem geeigneten, gesunden Spender zu entnehmen und direkt in einen Patienten mit Nierenversagen zu transplantieren. Diese Transplantation eines Organs von einer gesunden verwandten oder nahestehenden Person bringt einerseits eine frühzeitige Transplantation mit dem dadurch verbundenen Gewinn an Lebensqualität durch Dialysefreiheit mit sich, andererseits weiß man heute, dass Nierentransplantate von Lebendspendern statistisch gesehen besser und länger funktionieren als Organe von verstorbenen Spendern. Sogar eine Transplantation bei verschiedenen, nicht kompatiblen Blutgruppen ("AB0-inkompatibel") ist heute mit hervorragendem Erfolg möglich!

Mit unserer langjährigen, interdisziplinären Erfahrung beraten wir Sie gerne bezüglich aller Möglichkeiten und Voraussetzungen für eine Lebendspende. 
 

Vorteile

Diese Form der Nierentransplantation, bei der einer gesunden, spendebereiten Person aus der Familie oder dem Bekanntenkreis eine der beiden Nieren durch eine Operation entnommen wird und direkt dem Empfänger eingepflanzt wird bietet zahlreiche Vorteile:

  • Exakte Terminplanung: Dadurch, dass der Termin der Operation im Vorfeld genau festgelegt werden kann, können sich alle Beteiligten hervorragend darauf vorbereiten. Spender und Empfänger kommen zusammen in das Transplantationszentrum
  • Bekanntes Organ: Alle Spender durchlaufen zunächst eine gründliche Reihe von Untersuchungen ....  wie wir es nennen, eine „ausführlichere“ hausärztliche Untersuchung bevor über eine Entnahmeoperation entschieden werden kann.  Dabei wissen wir, dass vor allem auch ältere Spender “Lebensspuren“ besitzen. Durch die gründlichen Voruntersuchungen können wir aber individuell gut entscheiden, wer als Spender in Frage kommt. So können auch ältere Spender eine qualitativ gute  Spenderniere besitzen, was sich auf die kurz- und langfristige Funktion des Organs messbar positiv auswirkt.  Im Zweifelsfall gilt die Regel:  Spenderschutz vor Empfängernutzen.
  • Höhere Qualität: Spender und Empfänger werden im gleichen Transplantationszentrum operiert. Die verkürzte Zeit zwischen Entnahme der Spenderniere und dem umgehenden Anschluss an den Blutkreislauf des Empfängers  wirkt sich positiv auf die Funktion des Transplantates nach der Operation aus. 
  • Bessere Langzeitergebnisse: Die  Dialysefreiheit nach der  Transplantation einer Niere von einem Lebendspender hält statistisch gesehen länger an.
  • Vorbeugende Transplantation: Während eine Transplantation über die Warteliste bei Eurotransplant nur nach Beginn der Dialysebehandlung möglich ist, kann eine Lebendspende bereits im Vorfeld, also bei drohendem Dialysebeginn durchgeführt werden. Die Ergebnisse dieser  sog. präemptiven Nierenlebendspender Transplantation sind nochmals besser als die der Nierenlebendspender Transplantation nach Dialysebeginn.
     

Wer kann Nierenlebendspender werden?

Das deutsche Transplantationsgesetz (TPG) legt klar fest, dass Verwandte und "emotional nahestehende Personen" (z.B. Lebensgefährten und langjährige Freunde) eine Niere spenden dürfen. Am Anfang der Vorbereitung stehen immunologische Tests zur Überprüfung der Verträglichkeit, die Niere muss im wahrsten Sinne des Wortes zu Ihnen „passen“, sonst kann man die Transplantation nicht durchführen.
Danach sind zahlreiche medizinische Untersuchungen erforderlich, denn nur wenn das gesundheitliche Risiko des Spenders mit nur einer Niere nach der Entnahmeoperation langfristig vertretbar gering ist, kann die Spende durchgeführt werden. Die Entscheidung muss immer individuell getroffen werden, wobei neben medizinischen auch soziale Aspekte entscheidend seien können. Deswegen erfolgt immer auch eine psychsomatische Evaluation von Spender und Empfänger. 
Die Abklärung vor einer Nierenlebendspende setzt voraus, dass sämtliche Risiken für den Spender sorgfältig ausgeschlossen oder bemessen werden, denn eine Nierenlebendspende hat auch Risiken, sowohl unmittelbar durch die Operation als auch langfristig durch den Verlust einer Niere. 
Über die medizinische Eignung zur Nierenlebendspende und zur Nierentransplantation entscheidet in unserem Transplantationszentrum nach Vorlage sämtlicher Befunde die einmal wöchentlich tagende Transplantationskonferenz. Hier beraten Nephrologen, Transplantationschirurgen, Urologen und Psychosomatiker gemeinsam, um unseren Patienten eine maximale Sicherheit zu gewähren.

Abschließend findet ein Gespräch bei der unabhängigen Ethikkommission unserer Medizinischen Fakultät statt, die sicher stellt, dass es keinen Anhalt für eine Unfreiwilligkeit (Zwang, Abhängigkeit, Bestechung,...) der Spende gibt und dass Spender und Empfänger sich der Risiken einer Nierenlebendspender-Transplantation bewusst sind.

Risiken einer Nierenlebendspende

  • Lagerungsschaden 
  • Blutungen und Nachblutungen im OP-Bereich, die unter Umständen eine Bluttransfusion erforderlich machen. Bluttransfusionen haben trotz Testung auf Krankheitserreger wie z.B. das AIDS-Virus oder Hepatitisviren ein Restrisiko, dass diese Krankheiten übertragen werden können
  • Narbenbruch
  • Hautemphysem (Luft im Bereich der Haut)
  • Pneumothorax (Eindringen von Luft in den Raum zwischen Brustkorbinnenwand und Lunge. Dies macht ggf. die Einlage einer Drainage erforderlich)
  • Lungenatelektasen – hierunter versteht man den Kollaps bestimmter Lungensegmentbereiche, meist durch Schleimverlegung im Rahmen der Narkose
  • Wundinfektionen
  • Lungenentzündung
  • Harnwegsinfekt
  • Blasenfunktionsstörungen
  • Beinvenenthrombose
  • Lungenembolie
  • Gefühlsstörungen im Bereich der Operationsnarbe
  • Bluthochdruck
  • Müdigkeit, Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit (bei bis zu 8% der Spender), sog. Fatigue-Syndrom
  • Niereninsuffizienz mit dem Risiko später selbst einmal dialysepflichtig zu werden


Von der ersten Beratung an, während der gesamten Vorbereitung und bis zum Tag der Lebendspende begleiten wir unsere Lebendspender/Empfänger Paare Schritt für Schritt - für eine bestmögliche Vorbereitung und ein gutes Langzeitergebnis

Nierenlebendspendeoperation

Die Entnahme der Niere beim Spender erfolgt in unserem Transplantationszentrum standardmäßig durch eine patientenschonende, minimalinvasive Operation mit der sogenannten Kamera- oder Schlüssellochtechnik. Wir sind in der Lage die rechte oder die linke Nieren zu entnehmen. 
Alternativ kann die Spenderoperation auch über einen kleinen Flankenschnitt erfolgen, z.B. wenn bereits Voroperationen im Bauchraum bestehen. 
Die minimalinvasive Technik hat neben dem Vorteil nur kleiner Narben vor allem die Vorteile einer schnelleren Erholung des Spenders, weniger Schmerzen, einer kürzeren Krankenhausliegezeit und einer zeitlich früheren Rückkehr in das Arbeitsleben.

Die Nierenspenderin / Der Nierenspender wird zur Operation in Vollnarkose so auf die Seite gelagert, dass die zu entnehmende Niere oben liegt. Bei der Lagerung werden spezielle Gelmatten und Lagerungskissen verwendet, um sie / ihn weich zu betten. 

Skizze der Operation einer Nierenlebendspende


Die Niere wird bei der Operation aus ihrer Fettkapsel herausgelöst und die Gefäße bis zu ihrem Ursprung dargestellt. Nach kompletter Mobilisation wird der Harnleiter ca. 12 cm unterhalb der Niere abgesetzt und die Gefäße abgeklemmt, dann durchtrennt. Danach wird das Transplantat geborgen, mit einer Konservierungslösung durchgespült, präpariert und bis zur Transplantation kühl gelagert.
Am Ende der Lebendspenderoperation wird das Operationsgebiet sehr sorgfältig gespült, eventuelle Blutungen gestillt und in manchen Fällen wird eine Drainage zur Ableitung von Wundsekreten eingelegt. Danach wacht die Spenderin / der Spender auf und wird im Aufwachraum noch 1-2 Sunden von den Ansthesisten überwacht und betreut. Wenn Sie möchten, dann rufen wir Ihre Angehörigen nach Abschluss der Operation gerne an und informieren sie.
Sobald der Kreislauf stabil ist und die postoperativen Schmerzen gut eingestellt sind, erfolgt die Verlegung zurück auf die Transplantationsstation, wo sich unser speziell geschultes Pflegepersonal zusammen mit den Stationsärzten um sie kümmert.
Schmerzen nach der Operation sind mit modernen Schmerzmitteln gut behandelbar. Die Krankenhausbehandlung ist in den meisten Fällen nach 5-7 Tagen abgeschlossen. Nach der Operation müssen die Wunden im Bereich der ehemaligen Nierenloge sowie des jeweiligen Zugangsweges verheilen. Hierfür sollte sich die Spenderin / der Spender noch einige Zeit körperlich schonen. Die Arbeitsfähigkeit ist nach einer Lebendnierenspende in Abhängigkeit von Ihrer beruflichen und körperlichen Beanspruchung in der Regel nach einem bis drei Monaten wieder hergestellt.


Nach der Nierenlebendspende

Eine Lebendnierenspende an einen Angehörigen oder eine nahestehende Person ist eine sehr emotionsverbundene und selbstlose Tat und bedarf deshalb des besonderen Schutzes während und auch nach der Spende.
Das deutsche Transplantationsgesetz (TPG) sieht eine Nachbetreuung durch das Transplantationszentrum vor, um Folgeerkrankungen oder Schäden an der verbliebenen Niere gegebenenfalls möglichst früh zu entdecken und behandeln zu können, um Schaden von der Spenderin oder dem Spender abwenden zu können.
Hierzu sehen wir unsere Lebendspender in regelmäßigen Abständen in unserer Transplantationsambulanz. Selbstverständlich können die Untersuchungen im Verlauf auch über einen heimatnahen, niedergelassenen Nephrologen, z.B. im ehemaligen Dialysezentrum des Empfängers, durchgeführt und die Ergebnisse uns zugeschickt werden. Letztendlich werden wir für Sie die Nachbetreuung mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen individuell regeln, damit es für Sie bequem ist und wir sie zusammen optimal unterstützen können. 

Das Wohlergehen unserer Lebendspender steht für uns an vorderster Stelle!

Haben Sie eine mögliche Spenderin oder möglichen Spender gefunden?
Möchten Sie selbst einer Ihnen bekannten und an einer Niereninsuffizienz erkrankten Person eine Niere spenden?

Dann rufen Sie uns an und vereinbaren Sie einen unverbindlichen Termin zur Beratung in unserer Transplantationszentrale (Tel.: 089/4140-2011)!

Gerne können Sie sich hier unsere Information zur Nierenlebendspende sowie Informationen zu rechtlichen und versicherungsrechtlichen Aspekten der Nierenlebendspende downloaden und noch mehr Informationen zur beziehen. 

Das Bayerische Fernsehen hat ein Paar im Klinikum rechts der Isar begleitet, das sich für eine Nierenlebendspende entschieden hat und war auch live bei einer Nierenlebendspende und der anschließenden Transplantation dabei. Hier finden Sie den TV-Beitrag(link is external).